Blog von Sandra Strickler
20. Dezember 2016

Zeit für Handgeschriebenes!

Weihnachten steht kurz bevor und viele von uns sind im alljährlichen Geschenkestress. Möglichst ausgefallen soll es sein, wertvoll, dem Beschenkten gefallen, Erwartungen entsprechen und Träume erfüllen. Oftmals hat aber eine kleine Geste die grössere Wirkung als das sorgfältig ausgesuchte Geschenk: die handgeschrieben Begleitkarte. Je "digitalisierter" unsere Welt ist, desto mehr besinnen wir uns wieder auf den Wert der Handschrift als Ausdrucks- und Lernmittel.

Nicht nur eine Begleitkarte kann zu Tränen rühren. Ein Liebesbrief, ein Brief ans Krankenbett, eine Postkarte an die Zuhausegebliebenen – in vielen Lebenssituationen ist der Griff zu Stift und Papier und das Versenden eines Briefes eine tiefverankerte Tradition. Eine kleine Geste, die eine grosse Wirkung erzielt. Die Karte landet nach dem Lesen nicht in einem elektronischen Archiv oder auf einer externen Festplatte. Sie wird gut sichtbar aufgestellt, sorgfältig in einer Schachtel verstaut oder an den Kühlschrank gepinnt.

Es ist ein spezielles Zeichen der Wertschätzung, wenn man seine Gedanken handschriftlich zu Papier bringt. Die Karte wird sorgfältig ausgesucht, der Stift auf Thema, Farbkonzept und eigene Vorlieben abgestimmt, die Gedanken im Kopf oder auf einem Notizpapier vorformuliert. In individueller Schrift, mal klein und exakt, mal gross und ausufernd, bringt man die guten Wünsche zu Papier.

Handschrift im digitalen Zeitalter

Von Hand geschriebene Briefe sind heute aussergewöhnlich. Kaum jemand hat mehr Zeit oder macht sich die Mühe, die Gedanken im Kopf zu formulieren, ehe man sie von Hand niederschreibt. In Zeiten von Tastaturen, Touchpads, Computermäusen, Apps und digitalen Signaturen fehlt uns oftmals schlicht die Übung. Interessanterweise wird gleichzeitig aber so viel geschrieben wie noch nie in der Geschichte des Menschen. Permanent wird gemailt, gepostet, getwittert und gebloggt.

Als Gegenbewegung zum Aussterben der Handschrift findet sich gerade in den neuen Medien die sogenannte „Moderne Kalligrafie“, welche auf Blogs, Instagram-Bildern und Pinterestboards geradezu inflationär eingesetzt wird. Dabei wird entweder ganz altertümlich zu Füllfederhalter und Tinte gegriffen oder es wird die neuste Technik eingesetzt. Passend zum neusten iPad Pro veröffentlichte Apple beispielsweise den Apple Pen. Zusammen mit Apps wie Procreate kann mit diesem nicht nur gezeichnet, sondern auch in wunderschöner Handschrift geschrieben werden. Auch andere Hersteller bieten Lösungen für diese Verbindung von Tradition und Moderne, von neuster Technik und persönlicher Handschrift.

Handschrift fördert die Kreativität

Nicht nur vom Gesichtspunkt der Tradition oder des Designs ist die Handschrift von grosser Bedeutung. Handschriftexperte Christain Marquardt sagte in einem Interview in der Wiener Zeitung: „Handschrift ist ein Kulturgut mit einer langen Tradition. Ausserdem spielt sie eine Rolle im Lese- und Schreiberwerb. Mit der Hand zu schreiben, fördert die Erinnerungsleistung der geschriebenen Inhalte und erhöht die Vorstellungskraft dessen, worüber man schreibt. Somit ist auch die kreative Leistung höher: Das Schreiben auf Papier aktiviert das Gehirn ganzheitlicher als das Tippen auf dem Handy, Tablet oder PC.“ Es liesse sich daraus vielleicht provokativ formuliert folgern, dass wir Gefahr laufen einfältiger zu werden, wenn wir unsere Handschrift vernachlässigen.

Handschrift geht mit der Zeit

Die Handschrift wurde in der Schweiz gar zum Politikum: Trotz teilweise starkem Gegenwind aus allen Lagern hatte die Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz Ende 2014 die koordinierte Umstellung von der altbewährten „Schnüerlischrift“ auf die neue Basisschrift empfohlen. Je nach Kanton wurde diese bereits eingeführt oder schafft in den nächsten Jahren den Einzug in die Schulzimmer. Die Handschrift lebt weiter, passt sich aber der Zeit an.

Ob Sie sich nun lieber in Schnüerlischrift oder Basisschrift ausdrücken: Greifen Sie doch wieder einmal zu Stift und Papier. Besinnen Sie sich auf alte Traditionen und werfen Sie einen handgeschriebenen Brief in den nächstgelegenen Briefkasten. Verschenken Sie einen schönen Kugelschreiber oder eine Schachtel personalisierter Schreibkarten. Bewahren Sie Weihnachtskarten auf, die sich zu dieser Zeit zwischen die Stapel von Rechnungen im Briefkasten gesellen. Vielleicht schreiben Sie eine Antwort- oder eine Dankenskarte, bringen Ihre guten Vorsätze zu Papier oder beginnen, Ihre Biografie niederzuschreiben. Von Hand zu schreiben, tut einfach auch gut.

Das vademecom Team wünscht Ihnen frohe Festtage und ein erfolgreiches und inspiriertes 2017.