Blog von Irina Maurus
29. April 2015

Blogger Relations - Worauf kommt es an?

Blogger Relations gehören heutzutage wie selbstverständlich zum Angebot einer PR-Agentur. Anfangs noch als Kuriositäten belächelt, bestimmen Blogger mehr und mehr die Trendagenda und setzen Akzente weit über das Internet hinaus. Doch mit der Personalisierung verändert sich auch die Medienarbeit für die Agenturen grundlegend. Der Kunde wünscht die Aufmerksamkeit der Influencer. Aber was wünschen sich diese eigentlich selbst? Jessica Weiß, eine der führenden deutschsprachigen Modebloggerinnen, beschreibt in ihrem „Journelles“ ihre Sicht auf das Bloggen als Beruf, ihr Verhältnis zu Kunden und Marken und gibt damit einen spannenden Einblick auf „die andere Seite“. Klar wird: Eine individualisierte Ansprache der Bloggerinnen und Blogger ist für die Kommunikation unerlässlich.

Rasante Professionalisierung

Während der letzten Jahre fand eine rasante Professionalisierung in der Bloggerbranche statt. Geäussert hat sich dies nicht nur durch die Plattformen, die teilweise unter der Regie grosser Verlage einen professionelleren Anstrich gewannen, sondern auch im Umgang seitens der Unternehmen. Die Modelle für eine Zusammenarbeit weichen allerdings stark vom klassischen Anzeigengeschäft und den Promotions der Printmagazine ab.

Personalisierung & Identifikation

Durch die starke Personalisierung verändert sich auch die Arbeitsweise für die Agenturen. Weiß verweist explizit darauf, dass nur diejenigen Produkte und Marken ihr einen Beitrag wert sind, mit denen sie sich selbst auch identifizieren könne. Für die Agenturen heisst das, dass in weit grösserem Ausmass als bei Magazinen die Recherche sich stark an der Person der Blogger festmacht und die entsprechenden Publikationen täglich verfolgt werden müssen, um einen möglichst guten Eindruck vom Stil und von der Persönlichkeit der Autoren gewinnen zu können.

Glaubwürdigkeit & Transparenz

Ein Fashion- und Lifestyleblog steht und fällt mit der Glaubwürdigkeit der Autorinnen, die sowohl als „role model“ und Freundin von nebenan als auch Markenbotschafterinnen fungieren. Entsprechend wird die Transparenz auch von den Leserinnen in den Kommentaren oft offen eingefordert, indem immer wieder kritisch nach Kooperationen, geschenkten Produkten oder Advertorials, die in der Regel gekennzeichnet sind, gefragt wird. Blogs leben im Gegensatz zu Magazinen von der direkten Interaktion mit der Leserschaft und sind eben deshalb gefragt.

Ich fasse also zusammen: Worauf kommt es also bei der Zusammenarbeit mit Bloggerinnen und Bloggern an?

  • Abschied von alten Mustern: Das Rezept Anzeigen gegen redaktionelle Berichterstattung ist im Bereich der Blogger Relations nicht anwendbar, da das Produkt nicht mehr grob mit der Ausrichtung eines Magazins übereinstimmen, sondern den Vorlieben einer bestimmten Person entsprechen muss.
  • Individualisierte und aufmerksame Ansprache: Es lohnt sich, Zeit und vor allem echtes Interesse in den Aufbau von persönlichen Beziehungen zu Bloggern zu investieren.
  • Zeit für Recherche: Gezielt denjenigen Blogger finden, zu dem das Produkt passt und der Freude an einer Kooperation mitbringt, sodass seine Glaubwürdigkeit gegenüber den Leserinnen nicht infrage gestellt wird.

Zur Autorin

Jessica Weiß ist Deutschlands bekannteste Fashionbloggerin. Im April 2007 gründete sie gemeinsam mit Julia Knolle das deutsche Modeblog LesMads.de. Nach einem Abstecher als Onlinechefin des deutschen Interview Magazins, folgte im Oktober 2012 Journelles.de. Mit den Schwerpunktthemen Mode, Beauty und Living erreicht sie mehr als 350.000 Leser im Monat.