Blog von Annelie Ostertag
18. Februar 2015

Social Jeck – kunterbunt vernetzt

Wenn ein vollschlanker Ritter im Tütü, ein Delfin mit Pappnase und eine Zahnpastatube gemeinsam an der Theke stehen, ja dann ist Karneval. In diesem Jahr rückt der Kölner Karneval die Themen Social Media und die gesellschaftliche Relevanz von Onlinenetzwerke in den Mittelpunkt des jecken Treibens und beweist damit einmal mehr Fingerspitzengefühl bei der Auswahl seines Mottos.

Vier Tage lang habe ich mich in das muntere Getümmel des Kölner Karnevals gestürzt, mit meinen Freunden «Kölsche Lieder» geschmettert und mit wildfremden Jecken geschunkelt. So ist der Fastelovend eben: eine Zeit zu lachen, zu feiern und einfach Beisammen zu sein.

Social Jeck ...

Das diesjährige Motto der Session 2015 hat diesen Gemeinschaftsgedanken aufgegriffen und dokumentiert ein Stück Zeitgeschichte. „Social Jeck – kunterbunt vernetzt“ verdeutlicht nicht nur die hohe Relevanz der Sozialen Medien heutzutage, sondern hebt auch die soziale Bedeutung des Kölner Karnevals hervor. Versteckt hinter Masken und prachtvollen Kostümen, kann ein jeder sein, wer er will – und plötzlich sind alle gleich. Der Karneval ist eine fröhliche Zeit, die erst dann richtig Freude bereitet, wenn man sie mit anderen teilen kann. So heisst es auf der offiziellen Website des Festkomitees: „Jeck sein in Köln heißt seit Jahrhunderten auch, anderen zu helfen und nicht nur an sich selbst zu denken.“

... kunterbunt vernetzt

Die Tage rund um den Karneval haben meine Profile auf den Sozialen Netzwerken in ein kunterbuntes Bildermeer verwandelt. Laufend neue Fotos von lustigen Kostümen, bunt geschminkten Gesichtern und Freunden, die sich schunkelnd in den Armen liegen. Über die Sozialen Netzwerke springt der Karnevalsfunke nicht nur über, sondern wird geliked, geteilt und kommentiert.

Getreu dem Motto tritt auch der Karneval dieses Jahr besonders vernetzt auf und bietet zahlreiche multimediale Angebote für die Jecken an. So haben viele Karnevalsvereine neue Auftritte auf verschiedenen Sozialen Netzwerken eingerichtet, teilen dort laufend Eindrücke von ihren Veranstaltungen in Bild und Ton oder twittern live vom Rosenmontagszug. Das Festkomitee hat mit einer eigenen App „AppSolut Jeck“ ein umfassendes Angebot für den modernen Jeck zusammengestellt. Neben einem Terminkalender zu Veranstaltungen finden sich dort Karnevalsgesellschaften, Kostümideen, Routenplaner zu öffentlichen Verkehrsmitteln oder einfach zur nächsten Toilette.

Am deutlichsten wird die gelebte Vernetzung, wenn man beobachtet, wie viele Smartphones in die Höhe gestreckt werden, um die aufwendig geschmückten Wagen des Rosenmontagszugs zu filmen oder das nächste witzige Selfie zu knipsen und sogleich online zu stellen. Die digitale Vernetzung ist in unserer modernen Gesellschaft angekommen. Doch so hilfreich und unterhaltsam die neuen multimedialen Angebote sein mögen, so können sie die realen emotionalen Kontakte und das Gefühl mit Freunden und Fremden zu schunkeln, nicht ersetzen. Denn Karneval feiern kann man nicht allein.